New York Vegan City Guide
Dieser Artikel entstand im November 2014 als ich das erste Mal nach New York fuhr, dies hier ist die aktualisierte Version nachdem ich im Januar und März 2018 noch zweimal die Freude hatte diese tolle Stadt zu genießen.
Ich werde trotzdem das Gefühl nicht los bisher nur die Spitze eines sehr großen kulinarischen und kulturellen Eisberges abgeleckt zu haben…
Wenn ich verreise, bin ich niemand, der sich einen genauen Tagesplan macht und dann alle Sehenswürdigkeiten akribisch abarbeitet.
Ich will herumlaufen, shoppen, in Museen gehen, Leute kucken, essen, trinken und mich des Lebens freuen.
Bei meinem letzten Besuch war ich zudem beruflich unterwegs und hatte die außerordentliche Ehre in New York zu kochen.
Deshalb ist dieser Guide absolut subjektiv und erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.
Viel Vergnügen.
Auch vor meinen letzten Reisen hatte ich euch nach Empfehlungen gefragt und überwältigend viele bekommen. Da musste ich erstmal sondieren was MICH überhaupt interessiert.
Ich bin beispielsweise nicht so die süße Maus, weshalb mich Lokale mit herzhaftem Essen mehr interessieren als Cafés. Und ich bin ein Kaffee-Snob, wenn also der Oatmilk-Cappucino in einem konventionellen Café zehnmal besser ist als in einem speziell veganen, verzichte ich lieber auf den Kuchen.
Auch bin ich kein wahnsinniger Burger-Fan, weshalb mich das vegane American Diner mit pflanzlichem Junkfood genauso wenig interessiert wie vegane Pizza, die bekomme ich auch in Berlin.
Ich bin ein Trüffelschwein auf der Suche nach Innovation, Food Trends und Dingen, die ich noch nicht von zuhause kenne.
Bei meinem ersten Besuch 2014 stand Erin McKenna’s Bakery (früher Babycakes) ganz oben auf meiner Liste. Alle dort erhältlichen Leckereien sind glutenfree, vegan und koscher. Ich war auf Erin McKenna aufmerksam geworden, da sie auch mehrere glutenfrei-vegane Backbücher verfasst hat, die ich empfehlen kann falls man eine glutenfreie Ernährung einhalten muss.
Auch diesmal kehrte ich wieder dort ein und muss, mittlerweile etwas kritischer, sagen, okay leckeres Backwerk und toll für Menschen mit Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit, aber die Donuts von Brammibal’s in Berlin sind um Welten besser.
Um die Ecke von Erin McKenna’s Bakery liegt auch der vegane Schuhladens MooShoes, der verhängnisvoller Weise auch Kochbücher hat. Die zwei Paar Schuhe, die ich mir 2014 dort gekauft habe (braune Stiefel und schwarze Chelsea Boots) trage ich immer noch mit Vergnügen.
Damals war ich auch super angetan von Vegan Divas, einem veganen Café/ Bäckerei in Midtown, die mittlerweile nach Brooklyn gezogen sind und nurmehr Catering/ Delivery Service machen. Aber die gute Nachricht lautet: Es gibt die köstlichen Kuchen in allen Wholefoods Filialen.
Der Schokoladenkuchen auf Seidentofu-Basis ist der HAMMER.
Die Bio-Supermarktkette Wholefoods ist ja sowieso ein veganes Schlaraffenland mit unzähligen Produkten, die es bei und nicht gibt, hier lohnt sich auf jeden Fall eine Erkundungstour.
Auch wenn der Plastik-Verpackungswahnsinn mich von Tag zu Tag mehr frustrierte und man selbst dort fast komisch angeschaut wird wenn man seine eigene Tragetasche mitbringt.
Aber dazu später noch mehr.
Ich kann nicht länger warten, ich möchte euch meine absoluten Highlights 2018 präsentieren, gönnt euch das – ernsthaft, es lohnt sich.
Beide Lokale sind nicht ganz billig, aber lieber gehe ich einmal richtig ordentlich gut essen als dreimal halbgut und teuer ist in New York sowieso alles…
Wenn mir einzelne Gerichte über Jahre (!) im Gedächtnis bleiben, ist es wirklich ein unvergessliches kulinarisches Erlebnis.
Vegetarisches Restaurant mit unzähligen veganen Optionen in dem sich alles um hochwertige Gemüseküche dreht. Ich hatte das Glück die Besitzerin Amanda Cohen für meinen Vegan Queens Podcast interviewen zu dürfen.
Amandas Portobello Mousse mit getrüffeltem Toast, der Korean Fried Broccoli und die Rosenkohl Tacos waren somit das Spannendste und Leckerste was mir untergekommen ist. Wir nahmen das kleine Menü (The Vegetable Patch) für 58 $ und waren nachher so satt – keine Ahnung wie man das große Menü schaffen kann.
Amandas Preise sind inklusive Trinkgeld was in den USA sehr ungewöhnlich ist, sie legt großen Wert auf faire MitarbeiterInnenbezahlung und in der offenen Küche arbeiten auffällig viele Frauen.
I like.
Uns wurde gesagt es sei immer auf Wochen ausgebucht, aber über OpenTable haben wir kurzfristig etwas bekommen.
Dieses vegetarisch-vegane Restaurant wurde mir von mehreren Seiten empfohlen, besonders von Peggy Chan, einer Köchin aus Hongkong mit der ich im James Beard House gemeinsam am Herd stand.
Auch hier gilt: Reservieren, vor allem am Wochenende. Wir bekamen „nur“ noch einen Tisch zum Brunch, was aber hervorragend war, da fast alle guten Restaurants Brunch-, Lunch- und Dinner-Menüs anbieten.
Neben dem wunderschön eingerichteten hellen Gastraum in zarten Pastelltönen (mit rosa kriegt man mich immer), ist auch der Service, wie fast überall in der USA wahnsinnig zuvorkommend.
Es gibt leichte, gesunde pflanzliche Küche, zeitgemäß und mit Liebe zubereitet und abgeschmeckt in inspirierenden Kombinationen, von denen ich mir definitiv einige für meine Küche mitnehme.
Ob frisches Tofu mit Blumenkohl, Kokosjoghurt, Harissa und Pistazien oder schier göttliche Belugalinsen mit Chili-Öl und schwarzem Essig, grünes Hummus mit Thai-Basilikum und ofenfrischem Pitabrot, es war einfach nur herrlich.
„Slowly roasted beetroot carpaccio“ mit Djion Senf, Essiggürkchen und Avocado Aioli, mjam.
Zum Nachtisch gab es eine Matcha Crème brûlée. Mjam.
Leider war mir nicht so nach Daytime Drinking zumute, sonst hätte ich zu gerne die fermented Bloody Mary probiert, aber zum Glück gibt es dazu sogar ein YouTube Video.
Do it – es lohnt sich!
Vegetarisch-veganes Lokal mit großer Auswahl an frischen Säften und leckeren Gerichten. Im Sommer kann man schön draußen sitzen und das urbane Treiben beobachten.
Gemütliches, alternativ angehauchtes Lokal, leider hatten wir hier nicht viel Glück mit unserer Auswahl. Die Füllung der Dumplings schmeckte nach der wenig, der vegane Cesar‘ Salad war irgendwie auch recht fade und die Dosis Limette im Raw Lime Key Pie war so drüber, dass man ihn kaum essen konnte, auch die Konsistenz war statt fein und cremig eher krümelig was darauf schließen lässt, dass er eingefroren war, evtl. zu lange?
Das 2005 eröffnete vegane Restaurant gilt als Institution und wurde mir vielfach empfohlen. Die Räume sind gemütlich aber das Essen fand ich sehr mittelmäßig. Die Vorspeisenplatte bestand fast nur aus Frittiertem und Gebackenem und auch die zwei Hauptgerichte waren zwar okay lecker aber sehr schwer und mit wenig Bedacht zubereitet.
Alles klang so viel besser als es schmeckte. Die „Rigatoni in Porcini Cream with Pistacio Gremolata , Caramelized Fennel und Onion Jam Crostini“ waren okaye Nudeln mit einer geschmacklich undefinierbaren Soße, verkochten Gemüsestücken, die Gremolata habe ich nicht gefunden und auch nicht die Zwiebelmarmelade. Auf der Pasta thronten zwei öde steinharte Baguettescheiben.
Die Seitan Steaks in Portwein-Soße waren auch eher belanglos.
Auch das „Blossom du jour“, eine Art Deli-Dependance um die Ecke überzeugte mich nicht. Die Breakfast Bowl mit Grünkohlsalat, Süßkartoffeln und Tempeh Bacon klang wesentlich besser als sie schmeckte. Fad gewürzt und lieblos zubereitet.
Leider keine Empfehlung möglich.
Eine schnuckelige Bagel-Bäckerei in Harlem, solltet ihr hier vorbei kommen, probiert ein ofenfrisches Bagel mit Vegan Scallion Spread und getrockneten Tomaten. Der vegane „Frischkäse“ ist der Hammer. Hier hatte ich zusammen mit Orangensaft und frisch gebrühtem Filterkaffee eines der besten Frühstücke meines Lebens und wahrscheinlich die besten Bagels, die ich je hatte. Könnte aber auch am Jetlag und dem damit verbundenen Bärenhunger gelegen haben…
Auch oft empfohlen diese rein pflanzliche Sushi-Kette. Die Rolls werden frisch zubereitet und neben leckeren vielseitigen Sushi-Varianten gibt es auch Lunch-Angebote, leckere Salate und Limonaden. Leider viel Plastikverpackung.
Wenn ihr euch wie ich nicht vor Fleischähnlichem ekelt, dann probiert diesen unfassbaren Nachbau eines klassischen Beef-Burgers, den es bis jetzt noch nicht in Europa gibt. Das Unternehmen untersucht Tierprodukte auf molekularer Ebene und wählt dann spezifische Proteine und Nährstoffe aus Pflanzen aus, um den Geschmack von Fleisch- und Milchprodukten zu reproduzieren. Klingt etwas unheimlich, schmeckt aber, soweit ich mich erinnern kann, sehr sehr echt. So, dass man bei den ersten Bissen denkt „ist das auch wirklich meine Bestellung hier?“.
Der Burger ist ein Franchise Produkte, das es in diversen New Yorker Läden gibt, fragt aber zur Sicherheit nach ob der Burger vegan ist, da die Brötchen oft mit Milch gebacken werden.
Update: Gibt es mittlerweile auch in Deutschland, z.B. bei Vincent Vegan!
Ein Healthy Food Kette, die leckere Snacks, Süßigkeiten und Säfte/ Shakes anbietet, zum dort essen oder To-Go. Auch hier wieder das Verpackungsdrama: Tolle Qualität, toller Geschmack, doch selbst wenn man seinen Beetroot Latte vor Ort trinken möchte, bekommt man ihn im Eimweg-Plastikbecher serviert. Buh.
Trotzdem lecker:
Kurkuma Chai Latte
Beetroot Latte
Cacao Shake
Im Herzen von Williamsburg befindet sich diese Schokoladen-Manufaktur und es umweht einen schon beim Annähern der zarte Duft feinster Kakao-Produkte. Es gibt viele vegane Sorten und nicht nur der Ort, der Geschmack sondern auch die Verpackungen der Tafeln sind wunderschön.
Ich empfehle ordentlich zuzuschlagen, denn es gibt die schicken Tafeln auch vereinzelt in deutschen Feinkostgeschäften, aber hier kosten sie etwa doppelt so viel! Tolles Mitbringsel.
Was mich an New York nach wie vor beeindruckt, ist wie vollkommen normal es dort ist auch in konventionellen Lokalen ist vegane Optionen zu bekommen.
Klar sind wir da in Berlin auch ganz gut dabei, aber trotzdem gibt es noch genügend Cafés wo man blöd angeschaut wird wenn man nach pflanzlichen Milchalternativen fragt.
Bisher war ich wenig in Brooklyn unterwegs aber empfehlen kann ich dort:
Monatlich findet dort ein Sonntags-Markt statt, der etwas wie der Green Market in Berlin daher kommt, nur viel kleiner und mit hauptsächlich Food-Ständen. Lecker, sehenswert aber überschaubar. Von mexikanisch-vegan über vegane Aufschnittplatte (!) bis hin zu veganen Mac’n Cheese (die waren leider schon ausverkauft als wir kamen, spricht für das Gericht).
Bestes Essen: Tamale Pie und Stuffed Hashbrowns
Souvenir: Gereifter in Asche gewälzter Käse auf Sonnenblumenkern-Basis mit Trüffelgeschmack
Besonders empfehlen möchte ich auch den Chelsea Market:
Dort gibt es neben einer „Beyond Sushi“-Filliale unzählige vegane Köstlichkeiten, u.a. einen Miznon-Imbiss den es auch in Tel Aviv und Wien gibt (im ganzen gebackener Blumenkohl im Pita-Brot mit Tahini, Salat und scharfer Soße), einen herrlichen Küchenbedarf-Laden und ein Geschenk-Geschäft mit vielen Food-Artikeln (Marmeladen, Schokoladen, Tees, Chutneys in dem sich das Stöbern lohnt.
Auch bei Artisans& Fleas nebenan habe ich es bis jetzt nie geschafft ohne ein kleines Schmuckstück raus zu gehen.
Klar ist der Chelsea Market ein Touristen-Spot und kein superbilliger Underground-Vintage Space aber hey – ich bin schliesslich Touristin, passt schon.
Zwei Locations, die ich diesmal nicht geschafft habe, aber super spannend finde:
Package Free Shop New York (Zero Waste Shop)
Außerdem besuchte ich das Metropolitan Museum Of Art, das Guggenheim Museum und das Moma.
Im Moma ist immer die Hölle los aber es ist schon beeindruckend weltberühmte stilprägende Gemälde wie Van Goghs „Sternennacht“ oder Picassos „Les Demoiselles D’Avignon“ in echt betrachten zu können, auch wenn das manchmal gar nicht so einfach ist, wenn so viele Touristen fotografierend vor dem Bild stehen anstatt einfach mal zu kucken und zu genießen ( Fotos erlaubt). Auch der Museumsshop des Moma birgt so manchen Schatz, dort fand ich etwa mein Regenbogen-Essstäbchen Set, das schon bei unzähligen Shootings im Einsatz war.
Auf jeden Fall empfehle ich auch einen Besuch am Broadway. Es ist gar nicht so schwer Karten zu bekommen, wenn ihr die Reise ein paar Monate im Voraus plant, schaut einfach mal so was läuft und sichert euch rechtzeitig Tickets, so kam ich 2014 in den Genuss das Musical Cabaret mit Emma Stone in der Hauptrolle im Roundabout Theatre zu sehen, dem ehemaligen Studio 54, einem Ort der Geschichte atmet.
Wenn ihr eher spontan seid, checkt die App TodayTix. Damit gewannen wir bei unserem letzten Besuch last minute Tickets für 29 $ für das Theaterstück „The Parisian Women“ mit Uma Thurman in der Hauptrolle.
Es ist schon ein ganz besonderes Erlebnis Hollywood-Stars so ganz nah auf der Bühne zu erleben und die alten Theater sind auch alle sehr sehenswert und pittoresk.
Für meinen Interkontinentalflug habe ich via Atmosfair 62 € Klimakompensation für Klimaschutz-Projekte gespendet. Das ist zumindest eine kleine Maßnahme für den verursachten CO2-Ausstoß eines solchen Fluges.
Außerdem möchte ich mich bei Design Hotels/ Hotel Americano für die Einladung bedanken, es war wunderschön bei euch.
Abschliessend kann ich sagen: Ja, New York ist ein veganes Paradies in dem es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt, manches ist sensationell, manches meiner Meinung nach überbewertet.
Mein größter Abtörner ist das bis jetzt fehlende Umweltbewusstsein, auch wenn es da in Deutschland auch noch viel zu tun gibt, sind wir mit Plastiktüten-Verboten bzw. extra Bezahlen in Supermärkten schon mal einen Schritt weiter.
Auch die Unsitte Gerichte und Getränke selbst beim Vor-Ort-Verzehr nur in Einwegverpackung anzubieten ist bei uns eher ungewöhnlich. Nicht nur der anfallende Müll stösst mir hier auf, ich finde es auch einfach nicht angenehm mein Essen aus solchen Materialien zu konsumieren.
Was man machen kann:
eigenen Kaffeebecher mitbringen
Nein sagen zum Strohhalm
immer wieder fragen ob es auch „echte“ Tassen, Gläser oder Teller gibt
im Laden eigenen Einkaufsbeutel mitnehmen
für etwaige Reste im Restaurant („doggie bag“) eine eigene Lunchbox dabei haben
Vegan Geht-Immer Tipp:
Bagel mit Peanutbutter & Jam
Happy Happa – see you in a bite!