Sizilianischer Winter

Gerade erst Weihnachten und dann gleich noch mal Urlaub?

Was sein muss, muss sein.
Die letzte Woche verbrachte ich entspannt zwischen Palermo und Catania – es war wunderschön und schwer empfehlenswert!

Ich war vor über 10 Jahren mal im Hochsommer kurz dort und da war es vor allem eins: heiß.

Mehr Erinnerungen habe ich an damals kaum. Somit wurde es höchste Zeit mal wieder hinzufahren. Von Berlin gibt es günstige Flüge und vor Ort unzählige hübsche Airbnb-Unterkünfte.

Wenn ihr wie wir im Winter hinfahrt, achtet unbedingt drauf eine Unterkunft mit Heizung oder Klimaanlage mit Heizfunktion zu buchen und nehmt euch warme Socken oder Hausschuhe mit.

Oft ist es in den Häusern kälter als draußen. Sonst müsst ihr euch mit Tee und/ oder Rotwein aufwärmen. Ich mag es lieber ein Appartement zur Verfügung zu haben, so kann ich mir auch mal selber was zu Essen machen und wenn es sein muss ein bisschen arbeiten.

Mein Freund und ich beschlossen das Ganze so gemütlich wie möglich anzugehen und verbrachten die meiste Zeit in Palermo. Wir betrieben kein gezieltes Sightseeing, sondern gingen spazieren, sahen uns ein paar Kirchen und Sehenswürdigkeiten an, darunter die ganz schön gruseligen Kapuziner-Katakomben. Das Wetter meinte es die meiste Zeit gut mit uns, bei Sonnenschein und 12 – 15 Grad genossen wir den einen oder anderen Kaffee im Freien. Ab und zu regnete es kurz mal, aber insgesamt war es warm und mild. Keine hochsommerlichen Temperaturen, aber eine willkommene Abwechslung zum deutschen Winter.

Für 2 Nächte fuhren wir dann noch mit dem Zug in die zweitgrößte Stadt der Insel, Catania. Die Tickets holten wir uns zusammen mit der Fahrplanauskunft direkt am Bahnhof.

Die Zugfahrt ist wunderschön und entspannt, dauert etwa 3 Stunden und kostet pro Person hin und zurück ca. 30 €.

Man fährt durch Orangenhaine und Artischockenfelder, vorbei am Meer, durch sanfte Hügellandschaften und sieht in der Ferne den Vulkan Ätna friedlich vor sich hin qualmen.

Doch nun zum wichtigsten Thema der Reise: Essen.

Es ist nicht super einfach auf Sizilien rein vegan „durchzukommen“ aber es ist durchaus möglich.

Angefangen beim Morgenkaffee. Immer mehr Cafés bieten Sojamilch zum Cappucino an, ich habe manchmal nachgefragt und manchmal auch einfach schwarzen Kaffee, also Espresso oder Americano, getrunken.

Ich liebe die italienischen Espresso-Bars, wir hatten direkt gegenüber von unserem Appartement eine kleine Rösterei, die Espresso für 0,50 € die Tasse anbot, wir kehrten mehrmals täglich ein.

In Supermärkten bekommt man überall pflanzliche Milch, Sahne usw.

Einige Bäckereien bieten explizit veganes Gebäck an, hierbei hilft wie immer auf Reisen die super App HappyCow.

Insgesamt ist die sizilianische Küche sehr deftig, fettig und kohlenhydratreich. Voll geil. Ich habe viel Pasta und Pizza gegessen. Bei der Pizza kann man immer ohne Käse bestellen und es gibt unzählige Varianten mit gegrilltem Gemüse, Pilzen, Pistazien, karamellisierten Zwiebeln… und die meisten Lokale haben ein Pastagericht mit einer simplen, aber hervorragenden Tomatensoße. Oder mit Auberginen. Oder mit Pilzen.

Eine ganz hervorragende Pasta mit Blumenkohl und gerösteten Semmelbröseln habe ich Bisso Bistrot gegessen. Dort gab es auch noch ein veganes Hauptgericht, frittierte Bohnenbällchen mit Spinat. Habe ich dann auch noch gegessen. Ham ham.

Man kann auch einfach diverse Primi Piatti (Vorspeisen) bestellen, die meisten Lokale haben Oliven, Insalata Mista (gemischter Salat) , Rosmarinkartoffeln und regionale Leckereien wie Caponata, ein süßsaures Gemüsegericht aus Auberginen, Tomaten, Paprikaschoten, Sellerie und Fenchel. Lecker sind auch Panelle, frittierte Kichererbsen-Plätzchen, die traditionell ohne Ei zubereitet werden. Man kann sie auch als Streetfood-Variante im Brötchen kaufen.

In Momenten der Übersättigung eilte ich schnell auf einen der täglichen Märkte und kaufte frisches Grün.

In voller Ernte waren gerade Blumenkohl, riesige Fenchelknollen, Orangen und prächtige Artischocken zu absolut unschlagbaren Preisen.

Einen Tag machte ich frischen grünen Salat mit fein gehacktem rohem Fenchel, Orangenfilets, getrockneten Tomaten, Oregano und Pistazien.

Anderen Tags grillte ich vorgekochte Fenchelscheiben und Artischockenherzen im kleinen Grillofen unseres Appartements und gratinierte das Ganze mit einem veganen Pistazienpesto, das ich im Supermarkt fand.

Dazu gab es Tomatensalat, Oliven, eingelegte Lupinen und frisches Brot.

Kleine Entschuldigung an dieser Stelle: Mein Kamera-Akku machte nach dem Marktbesuch schlapp bevor ich das fertig gekochte Essen fotografieren konnte. Aber es hat gut geschmeckt, hihi.

Meine Food-Shopping-Tipps:

Getrockneter Oregano am Strauch( gibt es auf dem Markt und im Supermarkt für ca. 1 €), in Salz eingelegte Kapern, sizilianische Pistazien und getrocknete Tomaten (beides viel günstiger als bei uns) und falls ihr nicht wie ich mit Handgepäck reist: Olivenöl.

Meine Travel-Cooking-Tipps:

Wenn ihr keine ganze Flasche Olivenöl kaufen wollt, schaut ob ihr ein veganes Pesto findet und benutzt das abgesetze Öl fürs Salatdressing/ zum Kochen. Oder kauft in Öl eingelegte Oliven/Tomaten.

Tapenade (schwarze oder grüne Olivenpaste) ist auch meist vegan.

Bleiben Reste, mache ich mir damit ein leckeres Sandwich für die Rückreise. noch ein paar Salatblätter/ Tomatenscheiben drauf, mjam!

Für die Säure im Salatdressing verwende ich Orangen oder Zitronen – kann man praktisch einzeln kaufen und braucht keinen Essig.

Wenn ich nicht mit Handgepäck reise, nehme ich immer mein eigenes ordentliches Taschenmesser zum Kochen mit.

Eine absolute, besondere Empfehlung möchte ich noch aussprechen:

Die Abracadabar war das einzige rein vegane Lokal, das uns auf unserer Reise begegnet ist. In einer Seitengasse in der Altstadt von Catania bekommt man dort alles, was das Sizilien-Urlaub-Herz begehrt in veganer Variante: Vom Schokocreme gefüllten Croissant über Cappucino, Pizza, Sandwiches, Desserts bis hin zu den landestypischen Arancini, knusprig frittierte Reisbällchen mit pikanter Füllung. Nettes Personal und ein Gastraum mit Wifi, wir blieben gleich ein paar Stündchen und schlugen unser digitales Nomaden-Zelt dort zum Arbeiten auf.

Noch ein süßer Tipp zum Abschluss:

Unbedingt Granita essen.

Ist zwar mehr was für den Sommer, aber die traditionell vegane Eis-Köstlichkeit geht immer!