Zero Waste Küche – Aktiver Klimaschutz

In Deutschland gehen pro Jahr über 18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel verloren.

Über die Hälfte wäre vermeidbar. Dafür werden umgerechnet rund 2,6 Mio. Hektar wertvoller landwirtschaftlicher Nutzfläche für die Tonne bewirtschaftet. Über 60% der Verluste entstehen entlang der Wertschöpfungskette – vom Produzenten bis hin zum Großverbraucher (u. a. Gastronomie, Betriebs – küchen), ungefähr 40% haben die Privathaushalte zu verantworten.

Eine Verschwendung mit enormen ökologischen Folgekosten. Die Verringerung verschwendeter Nahrungsmittel ist eine der drängenden Herausforderungen der Zeit, denen wir uns gesamtgesellschaftlich stellen müssen.

Aber auch jede Privatperson kann dazu etwas beitragen, wenn wir beim eigenen Vorratsschrank beginnen umzudenken.

(Quelle: WWF-Studie)

Es fing vor ein paar Jahren mit dem Hashtag #restlfestl an, den ich auf meinem Instagram-Account verwendete um Fotos von Speisen zu kennzeichnen, die ich aus Resten gekocht hatte. Spontan, improvisativ und ohne Rezept. Oft bekam ich von Lesern Feedback in Form von Fragen nach dem Rezept.

Meine Antwort: Es gibt keines. Oder nur ein Grundrezept, das ich abwandle.

Durch den Kontakt mit meinen Leser*innen und Kochkursteilnehmer*innen begriff ich irgendwann, dass das, was für mich ganz selbstverständlich erscheint für andere eine Herausforderung ist:

Bewusst und maßvoll einzukaufen und alles kreativ zu verarbeiten.

Ich komme aus einer Familie in der ALLES verwertet wurde. Mein Vater, der bei uns zuhause kochte, ist ein Kriegs-/Flüchtlingskind, solche Erfahrungen (Hunger) aus frühester Kindheit sitzen tief. Wenn bei uns zuhause die Milch sauer wurde, trank mein Vater die ganze Flasche demonstrativ am Abendessen-Tisch aus, er hätte sie nicht weggeschüttet. Von Papa habe ich auch gelernt Essensreste gezielt und kreativ zu verkochen. Mama war fürs haltbar machen zuständig. Sie zeigte mir wie man Marmeladen, Apfelmus, Zwetschgenkompott, eingemachte Kirschen und Holundersirup herstellt.

Von klein auf lernte ich Lebensmittelwertschätzung.

Wir lebten in München in einer Wohnung, aber schon von kleinauf gingen wir Pilze sammeln, die dann für den Winter im Wohnzimmer auf großen Gittern getrocknet wurden. Obwohl wir selbst keinen Garten hatten, wurden wir oft in die Gärten von Freunden meiner Eltern eingeladen, die ihre Ernte gerne mit uns teilten. Stachelbeeren, Johannisbeeren, Zwetschken, Kirschen – ich liebte diese Ausflüge als Kind und habe es nie als Defizit empfunden, dass wir selbst nur einen Balkon hatten, durfte ich doch in unendlich vielen Gärten herum tollen.

Meine Mutter war vor ihrer Pensionierung Rektorin einer Grundschule und vor ihrem Klassenzimmer stand ein wilder Apfelbaum. Sie behauptete immer er wäre aus dem Apfelbutzen eines Schulkindes gewachsen.

Auf jeden Fall trug er sehr kleine, oft wurmige aber äußerst schmackhafte Äpfel aus denen wir Apfelmus kochten. So lernte ich, dass man Fallobst nicht wegschmeissen muss, nur weil es an manchen Stellen schon angenagt oder angestoßen ist.

So verstand ich irgendwann, dass mir Resteverwertung, Umweltbewusstsein und der Recyclinggedanke von kleinauf nahegebracht wurde. Und dass ich meine Kanäle aktiv nutzen kann um dieses verinnerlichte Wissen an andere weiterzugeben.

Es geht nicht darum für jedes Lebensmittel ein Verwertungs-Rezept zu kreieren, es gibt keine Standardlösungen, aber viele Tipps und Tricks zu Einkauf, Lagerung und Verarbeitung.

Lasst uns alle versuchen so wenig wie möglich Lebensmittel wegzuschmeißen.

Für die Umwelt. Für uns. Denn auch Resteverwertung ist aktiver Klimaschutz.

Lebensmittelverschwendung ist verschwendeter Energieausstoß.

Dies betrifft besonders auch tierische Produkte.

Nichts ist für mich schlimmer als Eier, Milch oder Fleisch zu sehen, das dann am Ende weggeworfen wird. Wenn ihr tierische Produkte konsumiert, esst sie sie um Himmels Willen auf.

Das ist mein Appell als vegane Köchin.

Und wenn ihr wirklich mal zu viel Essen eingekauft haben, ladet jemanden an euren Tisch ein oder verschenkt Überschüssiges über Foodsharing.

Das Thema ist zu meinem absoluten Herzensthema gewachsen.

Auf meinen Social Media Kanälen findet ihr unter den Hashtags #zerowastekueche und #zerowastecooking eine Menge dazu.

2017 veranstaltete ich auf der Berlin Food Week, auf der Next Organic sowie auf der MAKE SMTHNG Week Live-Workshops zum Thema.

Das zu Papier gebrachte Ergebnis dieser Arbeit, mein Buch „Zero Waste Küche“  gibt es überall im Buchhandel.

2018 drehte ich mit dem Forum Berufsbildung ein Video über Zero Waste Cooking

Die Fotos stammen von einem Blogger-Workshop, den ich im Juni 2018 zusammen mit Stefanie Wilhelm und dem WWF durchgeführt habe. Der WWF ist stark zu diesem Thema engagiert, hier findet ihr viele weitere spannende Fakten und Infos.

Beim Workshop kochten wir folgende Gerichte aus geretteten Lebensmitteln, die von SirPlus bezogen wurden:

Spitzpaprika mit einer Füllung aus Semmelbröseln und Haselnussmilch-Trester und gemischter Salat

Gazpacho mit müden Gemüsen und trockenem Brot

Schokoladenpudding aus selbst gemachter Haselnussmilch und alten Schoko-Osterhasen

Apfelmus-Muffins